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Kalenderblätter des Lebens

Brigitte Richter

Einen Monat lang wahre Blütenpracht,
zeigt mein Kalender, seit vielen Jahren.
Zum nächsten Ersten, wie gedacht,
Narzissen Erinnerung nur waren.

Pfingstrosen bringt der Monat Mai,
der Juli gelben Sonnenhut,
Im September ist auch das vorbei,
Rosen tun nun der Seele gut.

Und so vergehen Jahr für Jahr,
die Blumen im Garten, auf den Wiesen,
auf Fotos, schön, was einstmals war,
um im Frühling wieder neu zu sprießen.

Dreh ich das Blatt der Zeiten um,
denke zurück ans eigne Leben,
Zwiesprache haltend, innig, stumm,
Schicksal hat mir viel Gutes gegeben.

Durfte Blumen sehen, durfte geben, nehmen,
musste niemals hungern oder frieren,
war nie arbeitslos, musste nie stehlen,
durft' mit Liebe andrer Menschen Herz berühren.

Bescheiden habe ich selbst gelebt,
mit dem Dasein zufrieden, in all den Jahren,
lieber den Kindern zu geben war ich bestrebt,
und dabei an mir selbst zu sparen.

Dreh ich einst das letzte Blatt,
von meinem Lebenskalender um,
dann schmücken Blumen nur mein Grab,
mein Mund, er bleibt für immer stumm.

So lange ich mich noch freuen kann,
an Blumen im Garten und auf den Wiesen,
will ich in Bescheidenheit sodann,
mein kleines, doch großes Glück genießen.